Statement von Fraktionsvorsitzenden Dr. Paul Kupser zur Zukunft der Innenstadt Ansbachs:

 

In Deutschland leben mehr als die Hälfte der Menschen mittlerweile in Städten. Für sie ist die Stadt der gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Bezugspunkt. Auch Klimawandel und Hitzerekorde fordern neue städtebauliche Ansätze.

Das stellt die Entwicklung von Städten vor zentrale Herausforderungen. Dazu gehören die Verbesserung der Lebensqualität, die Senkung von Emissionen oder der sparsame Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Städte der Zukunft müssen ökologische Städte sein, im Sinne der Lebensqualität für ihre Bewohner und ihre Besucher. Dies gilt nicht nur für die Metropolen eines Landes, sondern auch für kleinere und mittlere Städte wie Ansbach.

Zukunftsaufgaben der Stadt Ansbach:

  1. Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt – Grünes Umfeld schaffen und bewahren
  2. Verkehrswende und die Entwicklung einer neuen Mobilität
  3. Klimaschutz und Energiewende
  4. Digitalisierung und technologische Erneuerung der stadttechnischen Infrastrukturen
  5. Wohnen, Arbeiten, Gewerbe – Änderung der Wirtschaftspolitik
  6. Ausreichende und zeitgemäße Arbeitsplätze für die Mitarbeiter der Stadt Ansbach
  7. Finanzielle Risiken bewältigen – (das Ansbach Paradoxon, Investitionsbremse Klinikum, Gewerbesteuereinnahmen)

„Die Innenstadt ist das Gesicht der Stadt und dieses Gesicht der Stadt glänzt nicht überall, sondern sieht manchmal etwas traurig aus.“ (Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages)

Der öffentliche Raum ist viel mehr als nur Parkplatz. Die Verkehrswende hin zu einer anderen Mobilität ist ein Schlüsselthema der Stadt der Zukunft stellt der Deutsche Städtetag fest.

Zentren müssen wieder lebendige Orte werden, autoarm oder autofrei. Es braucht Events, Ereignisse, Kommunikation.
(Burkhard Jung, OB von Leipzig und Präsident des DT. Städtetages)

Schlüsselimmobilien einer Stadt, die frei werden, sollten von der Kommune erworben werden, was den Gestaltungsspielraum erheblich verbessern würde.

Die historische Ansbacher Innenstadt befindet sich in einem desolaten Zustand (Branchenmix, sinkende Besucherfrequenz, Ladensterben, Aufenthaltsqualität, fehlende Sitzplätze, Zustand der Immobilien, insbesondere der Außenfassaden oder Ladenleerstand).

Die Beseitigung dieses Zustandes ist auch Aufgabe der Stadt.

Deshalb brauchen wir ein innerstädtisches Gesamtkonzept!

Das Konzept muss von den Betroffenen der Ansbacher Innenstadt mitgetragen werden und diese einbinden. Dazu bedarf es der Kommunikation zwischen Verwaltung, Bürgern, Bewohnern, Hausbesitzern, Politik, und Gewerbetreibenden (z.B. Dienstleister, Innenstadtkaufleute, Einzelhandelsketten, Gastronomen, Handelsverbände).

Laut Lokalpress muss sich die Stadt den Vorwurf der Untätigkeit gefallen lassen. (FLZ 11.09.21)

Einen Mix aus Einzelhandel, guter Gastronomie, Begrünung und Sitzmöglichkeiten“ sieht ein Modehaus-Chef als Grundvoraussetzung dafür, in der keineswegs prosperierenden Innenstadt ein weiteres Ladensterben zu verhindern.

Andere Städte in unserer Umgebung sind da deutlicher aktiver. Wir hinken nicht hinterher, wir haben noch gar nicht angefangen.“  Er bezeichnet die bisherige Suche des Stadtrates nach einer Lösung des Innenstadt-Problems als „romantisch-naiv“. „Kein Plan, keine Strukturen, keine übergeordneten langfristigen Ziele.“ Der Stadt und insbesondere dem Stadtrat stellen die Unternehmer in all diesen Fragen ein schlechtes Zeugnis aus.

Die Vorwürfe sind größtenteils haltlos.

Der Verein Citymarketing wollte Aufgaben abgeben, die die Stadt jetzt übernommen hat. Gleichzeitig wollte er mehr Geld für Marketingaufgaben.

Es kann nicht angehen, dass die Vermarktung der Innenstadtgeschäfte durch die Stadt vorgenommen wird. Das ist und bleibt die marktwirtschaftliche Aufgabe der ansässigen Einzelhändler und Gewerbetreibenden. Die Stadt muss dieses unterstützen und schafft Angebote!

Händler und Gastronomen sollten mehr Solidarität zeigen und gemeinsam an einen Strang zur Belebung der Innenstadt ziehen. Uneinheitliche Öffnungszeiten, mangelnde Beteiligung an der Weihnachtsbeleuchtung, unästhetische Werbeauslagen, das Warenangebot in Ansbach und die mangelnde Solidarität der Betroffenen sind nur ein paar Ursachen, die u.a. eine Belebung der Innenstadt ausbremsen.

Gegenseitige Schuldzuweisungen dienen weder den Betroffenen noch der Innenstadt.

Seit der Amtsübernahme von OB Deffner hat sich das Bestreben nach einem sinnvollen Stadtmarketing positiv verändert.

Frau Wilhelm vom Akut stellte erst vor ein paar Tagen im SKA (in Verbindung mit der „Marke“ Ansbach) eine beachtenswerte Analyse zur Situation der Innenstadt vor.

Wirtschaftsförderer Albrecht beantragte im HFWA/Stadtrat verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Innenstadt, die die Stadträte positiv beschlossen haben – vorbehaltlich einer Förderungszusage.

Stadtspitze, Stadtrat und Stadtverwaltung sind sehr wohl an einer Belebung der Innenstadt interessiert und sie tun auch etwas. Dr. Kupser: „Ehe man mit dem Finger (Presse) auf andere zeigt, sollte man erst vor der eigenen Tür kehren.“ Auch die Stadt ist auf Ansprechpartner zur Lösung der gemeinsamen Problematik angewiesen.

Transparenz und Kooperation

Allerdings sollte die Arbeit der beteiligten Verantwortlichen in der Stadt (Akut, Wifö und Stadtplanung) transparenter gemacht werden, in ein „GESAMTKONZEPT INNENSTADT“ einfließen und u.a. mit Stadträten konzeptionell diskutiert und erarbeitet werden (Arbeitsgemeinschaften).

Zu einem Gesamtkonzept Innenstadt gehört auch die Analyse städtischer Gebäude und städtischer Grünflächen. Rathausareal und Rezatparkplatz bieten viel Potential einer kommunalen Innenstadtförderung.

Beispiel Rezatparkplatz

Dieser städtische Raum ist an Wert und Bedeutung kaum zu unterschätzen. Dass wir mehr qualitativ hochwertige Aufenthaltsmöglichkeiten brauchen, ist allgemein anerkannt. Der RP ist als Innenstadtfläche viel zu wertvoll, um komplett als Parkplatz „missbraucht“ zu werden.

Im westlichen Teil Richtung Kasernendamm kann auf der Fläche des beschrankten Parkplatzes ein durchaus mehrgeschossiges „offenes“ Parkdeck entstehen (Beispiele: Amberg/Opf, Miltenberg/Ufr, Finanzschule Ansbach). Die anschließende Fläche bis zur Staatlichen Bibliothek muss den Bürgern/innen als Grün- und Kommunikationsfläche zurückgegeben und zu einem ökologisch wertvollen Platz für Begegnung und Miteinander der Bürger/innen umgestaltet werden. Dabei sind die Fränkische Rezat, ihr nördliches Ufer bis hin zur Residenzstraße und das Gärtchen mit Pavillon und Lilith einzubeziehen.

Der erhobene Zeigefinger mit dem Hinweis auf das Hochwasser ist ein „Schein- bzw. Totschlagargument“ und kann gelöst werden. Das Wasserwirtschaftsamt hat Bereitschaft signalisiert dieses Projekt positiv zu begleiten. Eine entsprechende Projektgruppe ist Anfang 2022 einzurichten.

Denn: Wohnen und Arbeiten erhält durch hochwertige Grünflächen und begrünte Plätze, Straßenräume, Passagen und sonstige öffentliche Räume mehr Lebensqualität. Urbane Grün- und Freiräume erfüllen für die Stadt und ihre Bewohner wichtige soziale, gesundheitliche, ökologische, klimatische und ökonomische Funktionen. Für Bewohner sind sie Orte der Begegnung, der Erholung und der Kommunikation. Die Stadt wird heute mehr denn je über die Grün- und Freiräume wahrgenommen.
(Bildquelle: GoogleMaps)