Haushaltsrede 2018 von Elke Homm-Vogel, Freie Wähler Ansbach

 

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

manchmal hat man das Gefühl nicht nur des „déjà-vu“, des Schon-Gesehenen sondern auch des „déjà-entendu“, des Schon-Gehörten. Beides spürt man auch bei unseren heutigen Haushaltsreden.

Auch ich kann mich diesem Gefühl nicht entziehen, beschleicht es mich doch jedes Mal, wenn ich – in Vorbereitung der aktuellen Haushaltsrede – die Seiten der letzten oder vorletzten Rede durchlese – das ist dann sogar noch ein „déjà lu“, ein Schon- Gelesenes! Und alles hat auch heute noch Gültigkeit …

2015 durfte ich zum ersten Mal die Haushaltsrede halten und ich sprach vom „Mut zur Veränderung“, von der Verantwortung für das, was man tut und Mitverantwortung für das, was man geschehen lässt.“

2016 war der Tenor meiner Ausführungen:„Das geht nicht, da kann die Stadt nichts machen“

Heute nun möchte ich Christian Morgenstern bemühen, der sein Gedicht „Die unmögliche Tatsache“ mit den Worten schließt:

Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf!

Wer bestimmt denn, was sein darf oder nicht? Sind es die Mächtigen der Welt?
Sind es die Patrioten oder Despoten?
Sind es die Spitzenverdiener aus Industrie, Banken und Politik?
Oder sind es tatsächlich die Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrer Stimme so manche fest geglaubte Mehrheit zum Wanken gebracht und so manchen Regierenden zum Abdanken bewegt haben. Beispiele hierfür finden wir unschwer auf kommunaler -, auf Landes- und Bundesebene.

Wie sieht es denn in Ansbach aus?

Eigentlich sollte der Stadtrat die regierende Macht sein, die zum Wohle der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger die bestmöglichen Entwicklungen fordert, fördert und vollendet.
Ist das so?
Haben wir in den letzten Monaten immer die bestmögliche Lösung gefunden oder die, die sein durfte?

Warum haben wir für die Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaft immer noch kein grünes Licht geben können? In 2015 bereits beschlossen, wurde im Dezember 2016 ein erstes interfraktionelles Treffen organisiert. Wir haben, trotz Nachfragen und Antrag auf Vorlage im Herbst 2017 erst in der letzten Stadtratssitzung einen ersten Satzungsentwurf bekommen über den wir uns nun aber erstmal unterhalten müssen – im Januar 2018!! Das heißt 3 Jahre nach dem Beschluss!

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Oberbürgermeisterin nicht hinter diesem Projekt steht – es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Sehen Sie die Chancen nicht, die die SEG mit sich bringt oder wollen Sie sie nicht sehen, weil es nicht ihr Projekt war?

So hat Ansbach jetzt schon viele Chancen verpasst, weil Sie, sehr geehrte Frau Seidel, sich vieles nicht vorstellen können oder wollen.
Und – wenn Sie was nicht wollen, will die Verwaltung das auch nicht – oder sie darf es nicht wollen!

Als Beispiel zitiere ich lediglich das Weigelhaus. Der Ankauf durch die Stadt hätte eine mutige und einmalige Projektentwicklung für das gesamte Areal mitten in der Stadt in Gang gesetzt! Unverständnis dafür erntet man nicht nur von Einheimischen …

Es kann nicht sein, was nicht sein darf!

So doktern wir im Bereich Stadthaus-Rathaus-Schrammhaus herum – statt einem mutigen Schritt machen wir klein, klein weiter … Schade für Ansbach!

Sehr geehrte Frau Seidel, sie können es immer noch nicht verkraften und kriegen regelmäßig ‚einen Hals‘, wenn es einige Stadträte/-rätinnen wagen, eigene Gedanken zu äußern oder etwas kritisch zu hinterfragen!  Entschuldigung!! Das ist auch unsere Aufgabe!

Vor und unter ihnen sitzen nicht nur Abnicker, sondern einige sehr aktive und engagierte Ansbacherinnen und Ansbacher, die sich wirklich Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt machen und um die beste Lösung ringen – siehe aktuelles Beispiel der Schule in Schalkhausen!
Eigentlich sollten Sie dankbar dafür sein!!

Verstecken sie sich doch nicht immer hinter Paragraphen und argumentieren sie nicht immer mit einem enormen Verwaltungsaufwand – manches ist auf dem ‚kleinen Dienstweg‘ pragmatischer und schneller zu realisieren – vor allem, wenn man sich nicht nur im Verwaltungsreigen dreht sondern wirklich mal konstruktiv und interfraktionell berät – im Vorfeld!

Ein guter Weg ist sicherlich das ISEK – gut gedacht und nach ersten unprofessionellen Ausrutschern auch ‚in der Spur‘. Wohin diese tatsächlich führt und wie wir die dort getroffenen Erkenntnisse umsetzen – oder umsetzen dürfen, das ist noch ein großes Fragezeichen.

Manche Entwicklungen in unserer Stadt sind tatsächlich auf dem richtigen Weg, auch wenn der manchmal noch holperig und langwierig ist:
+ die Hotelansiedlung – von den FW forciert –
+ die Ausweisung neuer Baugebiete – die Rolle der FW dabei kennen Eingeweihte auch gut –
+ die Investitionen in Schulen und der Neubau der Schule in Schalkhausen …

Apropos Schulen:

Es kann doch nicht sein, dass wir als Stadt erst aktiv werden, wenn der Aufschrei groß ist …
Ich bin Herrn Kriegelstein heute noch dankbar, dass er auf die Zustände in der Karolinenschule aufmerksam gemacht hat!
Thema Brandschutz ist nicht erst seit kurzem ein heißes Eisen – da müssen doch längst schon die Alarmglocken läuten und wir als Stadträte von der Verwaltung vorgelegt bekommen, was wir tun und entscheiden müssen.
Daher bitte ich sie hiermit offiziell, eine Stellungnahme zu allen Schulstandorten in puncto Brandschutz vorzulegen.
Ich investiere 1000mal lieber Geld in unsere Schulen und unsere Kinder als in einen nicht mehr so schönen Theaterboden!

Und, mal ganz ehrlich, wir müssen uns vor dem Hintergrund der demografischen – und der Siedlungsentwicklung in unserer Stadt endlich mit einem Schulentwicklungskonzept auseinandersetzen, denn auch hier nur ‚fleckerlesweise‘ mal hier – mal da Geld auszugeben ist absolut unverantwortlich.

Und nun zum Geldausgeben:

Vielen Dank, Herr Schwarzbeck, an Sie und ihr Team, für die Erarbeitung des Haushaltes 2018.

Er beinhaltet viele dringend notwendige Investitionen in Kindergärten und Schulen. Wir hätten auch einer maßvollen Verschuldung zugestimmt, wenn wir dafür unsere Millionen nicht nur in die Klinikum-Grube versenkt, sondern noch mehr sinnvolle und nachhaltige Investitionen in die Zukunft getätigt hätten.

Es ist richtig und erschreckend zugleich, dass wir ca. 15 Millionen an Haushaltsresten abzuarbeiten haben, aber da, liebe Kolleginnen und Kollegen der CSU und SPD hätten Sie folgerichtig neben dem Antrag der Nicht-Verschuldung und des Abarbeitens der Resteliste auch einen Antrag zur Stellenmehrung in dem Bereich Bau-Verwaltung stellen müssen!

Wenn uns gebetsmühlenartig seit Jahren nun immer wieder beteuert und geklagt wird, dass die Bauverwaltung nicht nur be-, sondern überlastet ist, dann muss ich doch auch da Abhilfe schaffen. Sei es temporär – durch die Vergabe von Aufträgen an externe Büros – oder dauerhaft. Dabei wünschte ich mir dann aber auch eine klare und strukturierte Zuständigkeit der Bauabteilung, die wirklich nicht bei jedem Ansbacher Thema mit von der Partie sein muss.

Genau so wenig wie bei jeder Stadtteilversammlung die komplette Riege der A13+ Beamten und Angestellten anwesend sein müssen. Hat eigentlich schon jemand deren Überstunden erfragt??

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nun zum Aufreger der letzten Wochen:
Die Entscheidung einer knappen Mehrheit im Stadtrat für einen Außenaufzug – eine ganz bestimmte Aufzugsvariante ohne hinreichende Fachdiskussion – am Stadthaus, beschert der Stadt nicht nur 3215 Unterschriften von Wut-Bürgern, die sich vehement gegen diese Verschandelung zur Wehr setzen, sondern auch ein weiteres Millionengrab.

Wofür eigentlich? Und da kommen sie mir bitte nicht damit, v.a. liebe Kollegen aus der CSU, dass die ‚Aufzugsgegner‘ Menschen mit Behinderungen benachteiligen. Diese Wortwahl ist ihrer nicht würdig, sehr geehrter Herr Hayduk! Wir haben sehr viel Gefühl für behinderte Mitmenschen!
Wir möchten sinnvolle Maßnahmen der Barrierefreiheit in unserer Stadt fördern, Maßnahmen, die den Menschen mit Behinderung eine
würdige Teilhabe ermöglichen!

Wir, die FW, sind nicht ‚Leidenschaftslos für den Außenaufzug’ sondern setzen uns mit voller Leidenschaft für die Belange unserer Bürgerinnen und Bürger ein! Darunter verstehen wir nicht das „Eingepferchtsein“ in einem viel zu kleinen Sitzungssaal – aus dem ich – im schlimmsten aller Fälle – nicht gerettet werden kann.


Was bringt uns da der Aufzug?

Wir tagen seit drei Jahren hier im Angletsaal.
Er ist nicht optimal – könnte es aber mit ein paar kleineren Investitionen werden, wenn man es tatsächlich will – wenn es sein darf. Er ist ausreichend groß, hell, zentral gelegen, barrierefrei und für alle sehr gut erreichbar. Also gut, wir brauchen den Aufzug nicht für den Sitzungssaal sondern für „Mitarbeiter und Bürger“, so OB Seidel. Ich zitiere gerne aus einem Lesebrief von Dr. Schorndanner: „Behördengänge werden im 21. Jahrhundert mehr und mehr zum Anachronismus. Man geht nicht mehr in die Amtsstube, sondern ins Internet.“ Im Zuge der Digitalisierung und der modernen Bürokommunikationsmittel kann ich es so organisieren, dass ein Mitarbeiter einen barrierefreien Arbeitsplatz innerhalb der Stadtverwaltung erhält, der ihm die Kommunikation mit den anderen Kollegen jederzeit ermöglicht. Vorausgesetzt, es darf sein!

Und die Bürger?

Mal ehrlich, wie viele ‚einfache‘ Bürger haben Sie in diesem Jahr in ihrem Büro empfangen, sehr geehrte Frau Seidel? Ist es nicht auch mal schön, sich nach unten (zB in die Gotische Halle) zu begeben, um – im Fall des Falles – den Bürgern das Hinaufblicken oder Hinaufsteigen zu ihnen zu ersparen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt absolut kein Gesetz, dass uns vorschreibt, dass wir unser Stadthaus mit einem Aufzug barrierefrei umbauen müssen – koste es, was es wolle! Diese Kosten, die i.A. mit 770.000 € im Haushalt verankert sind, werden – nach akribischer Prüfung – steigen, so wie jedes Bauprojekt nicht nur in Berlin, sondern selbst in unserer Stadt die angepeilten Summen drastisch übersteigt – ich nenne beispielhaft die Brücken von Gösseldorf.

Dieses Geld, sofern wir es tatsächlich haben, könnten wir in viele kleinere Maßnahmen investieren, die die Barrierefreiheit in unserer Stadt weitaus mehr fördern als der Aufzug im Stadthaus. Nachdem die Freien Wähler das Bürgerbegehren initiiert haben und stolz auf das erzielte Ergebnis sind – dank der großartigen Unterstützung der Ansbacherinnen und Ansbachern – und sie würden sich wundern, welche Namen auf dieser Liste stehen – sind wir folgerichtig und kategorisch gegen die geplanten Kosten für den Außenaufzug.

Es kann nicht sein, was nicht sein darf!

Eine Entwicklung möchte ich noch ansprechen und sie hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit dem richtigen Ton.
Mein ehemaliger Musiklehrer, Herr Seiler, kann es bestätigen, der ‘TON macht die Musik‘.

Diese Erkenntnis ist leider nicht auf einige Kolleginnen und Kollegen übergegangen und so wundere ich mich manchmal sehr über die Wortwahl mancher Kollegen. Der Respekt vor ihrem Alter und ihrer Erfahrung und meine gute Kinderstube hindern mich, im gleichen Tonfall zu antworten.
Gegenseitigen Respekt sollten wir uns alle – und auch Sie, sehr geehrte Frau Seidel – auf die Agenda für 2018 schreiben.

Auch im Namen meiner beiden FW-Kollegen wünsche ich uns allen, dass wir in 2018 offener miteinander und geschlossener nach außen kommunizieren, denn das Bild eines Stadtrates, der sich gegenseitig anfeindet oder von der Stadtspitze angefeindet wird, ist den Bürgern suspekt.
Wir sollten uns gemeinsam einsetzen für Maßnahmen, zum Wohle der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger.

Unser ausdrücklicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitabeitern der Stadtverwaltung für die geleistete Arbeit in 2017!

Ich wünsche uns allen eine Zeit der Ruhe, der Einkehr und des Kräftesammelns, damit wir schwungvoll und kreativ in das nächste Jahr voller Herausforderungen für unsere Stadt starten.

Es möge sein, was sein kann!

 

 

 

 

 

 

 

Haushaltsrede 2017

 

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

die Jahre vergehen wie im Flug, die Erde dreht sich immer schneller, die Ereignisse überstürzen sich,

gute und schlechte Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer,die Welt scheint den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen zu wollen …

Und der Mensch?

All der Aktionismus und Perfektionismus scheint ihn nicht zu beeindrucken – er ergibt sich seinem Alltag, vermeidet Aufreger und meidet Veränderungen, sucht Probleme, wo keine sind und findet Ausreden, wenn Handeln gefordert ist, zerredet Ideen, die noch nicht geboren wurden und schweigt, wenn Kritik angebracht wäre. Und über vielem steht die Devise: Das geht nicht!

Auf einer Karte habe ich kürzlich gelesen: „Das geht nicht, hieß es! Da kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht!“

Sehr oft haben wir heuer von Frau Seidel (und einigen Referenten) die Sätze gehört: „das können wir nicht machen“, „das geht nicht“, „da kann die Stadt nichts tun“, „dafür sind wir nicht zuständig …“.

Trotz der vielen Wiederholungen werden diese Statements nicht wahrer, sondern stacheln bei jeder Äußerung den sportlichen Ehrgeiz Andersdenkender an, die beweisen wollen und können, dass es geht, dass die richtige Formulierung eigentlich heißen müsste: „ich will das nicht“, „ich kann mir das nicht vorstellen“ … .

 

Kein Problem!

Offen und ehrlich die eigene Meinung äußern und diese nicht als pars pro toto zu postulieren, tolerant und großzügig die Meinung anderer anhören und versuchen, eine Kompromiss zu erwirken – das ist eine Charaktereigenschaft, über die leider nicht sehr viele Führungskräfte verfügen. Sie ist aber umso wichtiger und wertvoller, je mehr Menschen, Parteien und Gruppierungen man unter einen Hut bringen muss.

In den Haushaltsreden des letzten Jahres haben wir immer wieder gehört, dass wir mehr miteinander sprechen sollten, mehr Gemeinsamkeiten finden und Kompromisse eingehen müssen, zum Wohle unserer Stadt und ihrer Bürger. Ist das wirklich geschehen?

Mit einigen Kolleginnen und Kollegen besteht ein reger Austausch, jeder vertritt seinen Standpunkt und man findet einen gemeinsamen Nenner. Mit anderen funktioniert die Kommunikation eher schleppend und dann ist die Enttäuschung groß, wenn man nicht das gewünschte Ergebnis, die notwendigen Mehrheiten erzielt.

Erlauben Sie, ein paar Beispiele aus dem fast vergangenen Jahr anzufügen:

Das Jahr 2016 begann, wie es endet: mit einem unnötigen Aufreger aus der Kulturszene: ‚das Speckdrumm schließt’, wurde aus heiterem Himmel Ende 2015 berichtet. Die Stadt konnte nicht anders, als den Laden zu schließen, hieß es zur Begründung.

Es ging dann aber doch weiter, weil sich – zurecht – eine große Mehrheit des Stadtrates und viele Kulturinteressierten für das Speckdrumm eingesetzt haben. Es ging doch … !!!

Wie es mit dem jüngsten Kulturaufreger („Kommando Grimm“) weitergeht, weiß ich nicht. Ich finde die mail-Aktion höchst erschreckend.

Zugegeben, der Anteil der Kulturausgaben am Gesamthaushalt ist in Ansbach am niedrigsten, im Vergleich zu anderen fränkischen Städten, so konnte man in der NN vom 18.11.2016 lesen. Was aber mit den 2,5 % (2,85 Mio €) im Kulturleben der Stadt alles passiert ist fantastisch. Und es ist zum großen Teil ganz vielen engagierten, enthusiastischen Ehrenamtlichen zu verdanken, dass wir diese Bandbreite kulturellen Schaffens genießen dürfen. Sollten durch Neid, Missgunst und anonyme Diffamierung ein Klima der Zwietracht und des Misstrauens unter den Kulturtreibenden entstehen, finde ich es sehr bedenklich. Ich hoffe, dass durch einen offenen Dialog die Missstimmung behoben werden kann.

Misstöne gab es beim zweiten großen Thema des Jahres – dem Bürgerentscheid zum ÖPNV. Unterschiedliche Sichtweisen und Argumentationen sind legitim und fördern in der Diskussion den demokratischen Prozess.

Wenn jedoch Personen statt Positionen angegriffen werden, zeugt das von einem sehr populistischen Politikverständnis – was anscheinend wieder in Mode ist – und fördert nicht das vernünftige Miteinander.

Nun sind wir heuer im postfaktischen Zeitalter angekommen, d.h. Emotionen stehen vor Fakten. Emotionen sind auch hochgekocht in der Diskussion um die Ansiedlung des DEPOT.

Mit dem EEK hatte der Stadtrat vor wenigen Jahren eigentlich Fakten geschaffen zum Schutze der Altstadt. Diese hat er bei der erstbesten Gelegenheit über Bord geworfen, weil viele nicht mit dem Kopf sondern mit dem Bauch entschieden haben – postfaktisch eben. Ich finde es gut, dass DEPOT in Ansbach ist – hätte mir diese Ansiedlung jedoch definitiv in der Altstadt gewünscht, um als Magnetbetrieb wieder viele Einkäufer dort hinzubringen.

Es gibt nun endlich einen Hoffnungsschimmer für die Altstadt – weil wir es schaffen werden, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft schnellstmöglich gegründet wird und ihre Arbeit aufnehmen kann!

Es ist 2 Minuten vor 12 für unsere Altstadt und, liebe Frau Oberbürgermeisterin, wir können nicht noch ein Jahr warten, bis sie uns einen weiteren Verwaltungsvorschlag unterbreiten.
Sie werden überrascht sein, wie schnell manche Dinge vorangehen, wenn der Wille dazu vorhanden ist.

Wille und Vorstellungskraft fehlten ihnen und einigen Kolleginnen und Kollegen beim Thema Landesgartenschau. So traurig und schwer nachvollziehbar es auch ist – für manche Ideen ist Ansbach noch nicht bereit … Schade! Das sollte uns aber keineswegs daran hindern, dieses Projekt weiterzuverfolgen.

Was spricht dagegen, Kontakt mit den Professoren des Studiengangs Regional-Management in Triesdorf aufzunehmen, mit der Bitte eine Bachelor- oder Masterarbeit dazu anfertigen zu lassen? Ein interessanteres Thema kann ich mir für unsere Region nicht vorstellen.

Wir haben uns erst jüngst vorführen lassen, dass aus einer Bacherlorthesis eine Machbarkeitsstudie für ein Sportzentrum entstehen kann, das auch realisierbar ist.

Es geht doch – wenn man will!

Was aber wirklich nicht geht, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, ist die Art und Weise, wie sie in so manchen Sitzungen auf Anträge diverser Fraktionen reagiert haben.

Wissen Sie, einige ihrer Stadträtinnen und Stadträte nehmen ihre Aufgabe ernst und möchten der Stadt und ihren Bürgern auch was für ihr Sitzungsgeld zurückgeben. Diese Stadträte entwickeln Ideen und Konzepte, setzen sich für Projekte und Initiativen ein, denn sie sind sich dessen bewusst, dass der Souverän nicht die OB sondern der Stadtrat ist. Die Anträge werden nicht gestellt, um ‚ihren Hals wachsen zu lassen’ oder um der Verwaltung Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu verordnen sondern um manche Entwicklung anzustossen – siehe Betriebsamt – die der Verwaltung erlaubt, auch nach alternativen Lösungen zu suchen und nicht nur nach denen von Ihnen gewünschten oder angeordneten.

Nehmen Sie unsere Arbeit genauso ernst, wie wir sie als Chefin der Verwaltung ernst nehmen.

In dieser Funktion haben sie einen Haushalt der Superlative vorgelegt. Doch nach dem ‚regionalen Kassensturz’ – siehe auch hier die NN vom 18.11.2016 – steht die Stadt Ansbach auch hier nicht an der Spitze der investitionsfreudigsten Städte Frankens. Vorbild für alle Kommunen ist die Stadt Neumarkt (mit einem FW-OB Thomas Thumann) – ähnlich groß wie Ansbach aber mit einem Investitionsanteil von 29,84 % am Gesamthaushalt (AN: 8,73 %)!

Auch wenn das Investitionsvolumen in Ansbach einmal mehr gestiegen ist, so fehlten auch diesem Haushalt die Signale, die Leuchttürme. Über die Signalwirkung haben wir bei den Haushaltsberatungen ausführlich gesprochen.

Diese Signale kamen nicht von Ihnen, nicht aus der Verwaltung und nicht von den Kollegen der ÖDP sondern von den sechs Fraktionen, die sich Gedanken über die Entwicklung der Stadt gemacht haben.

Ich möchte mich an dieser Stellen bei allen Kolleginnen und Kollegen bedanken für jeden Antrag den sie gestellt haben! Viele haben wir mit einer großen Mehrheit beschlossen, einige mit einer knappen. Wichtig ist, dass wir weiterhin das Wohl unserer Stadt und ihrer Bürger im Auge behalten und deshalb noch mehr miteinander sprechen statt gegeneinander vorzugehen.

Es geht vieles in unserer Stadt, wenn wir gemeinsam antreten und vielleicht schaffen wir es, sie Frau Seidel, für die eine oder andere Sache auch zu begeistern und erfahren somit auch die Unterstützung der Verwaltung. Mit Bedenkenträgern und Problemfindern werden wir unsere Stadt nicht voranbringen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Herausforderungen werden immerkomplexer und einige Hürden können wir selbst mit größtem Einsatz nicht allein lösen.

Das Klinikum wird uns weiterhin schlaflose Nächte bereiten, die Hubschrauber kreisen noch länger über den Köpfen der Obereichenbacher, die Elpersdorfer und Claffheimer werden den Straßenlärm noch jahrelang ertragen müssen, die Winterschneidbacher können sich entscheiden, ob sie vom Elektrosmog oder vom Windrad betroffen sind, bei den Gösseldorfern fahren die LKWs und PKWs die nächsten Jahre noch durch’s Wohnzimmer, in Hennenbach, in der Dombachsiedlung und im ‚Beamtenviertel’ werden weitere Keller unter Wasser stehen … Vieles können wir nicht allein stemmen, aber so wie Sie in Stadtversammlungen zu sagen:

„da kann die Stadt nichts machen“ – ist das falsche Signal!

Die Lösungen müssen kreativer, pragmatischer und unkonventioneller, vielleicht sogar provokativer gesucht und gefunden werden.

Das werden uns die Bürger danken und nicht das monotone „da kann die Stadt nichts machen“.

Wir müssen nicht das plakative „Yes, we can“ postulieren aber ein „Wir finden eine Lösung“ klingt optimistischer und vermittelt Wille und Kompetenz.

Das war nun mein Schluss-Wunsch-Signal.

Ich danken allen hier im Raum Anwesenden für die Zusammenarbeit im letzten Jahr, wünsche ein paar erholsame Stunden zum Zur-Ruhe-Kommen und Kräfte-Sammeln und freue mich auf ein kommunikatives und vertrauensvolles Miteinander in 2017!

Sie wissen ja – es geht doch – und zusammen geht’s besser!