OB Carda Seidel überreicht die Urkunde und das Stadtsiegel an das Ehepaar Bohrer, rechts die Ansbacher Stadträtin und Laudatorin Elke Homm-Vogel

 

 

 

Laudatio von Elke Homm-Vogel

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrte Frau Bohrer, lieber Peter,

es gibt immer wieder Dinge im Leben, die man äußerst ungern erledigt – davon kann sicherlich jeder ein Lied singen …

Dennoch kommt man nicht umhin!

So eine „unliebsame“ Situation ist es heute sicherlich auch für dich, lieber Peter – aber, da musst du durch!

Hätte ich dir gesagt: Peter, wir brauchen deine Hilfe, etwas muss geholt oder organisiert werden, helfende Hände werden gesucht – du wärst sofort durchgestartet – aber eine Auszeichnung entgegennehmen für etwas was für dich / für euch selbstverständlich ist, da ist sicherlich mehr Überzeugungsarbeit notwendig gewesen. Daher ist es umso schöner, dass ihr beide anwesend seid!

In Vorbereitung meiner Laudatio habe ich viele Menschen gefragt, von denen ich wusste, dass sie Dich /Euch kennen und habe sie um ein kurzes Statement gebeten.

Was dann kam, waren Romane … eure Weggefährten, Unterstützer, Sympathisanten und Freunde konnten sich nicht kurz fassen – zu viel gibt es zu sagen. Keine Angst, ich werde nicht alles wiederholen – nur das Wichtigste wiedergeben.

Also, was gibt es zu erzählen?

Zuerst ein paar kurze biographische Bemerkungen.

Herta und Peter Bohrer, beide über 70 Jahre, seit mehr als 50 Jahren verheiratet (das allein ist schon ein Preis wert), 3 Kinder (2 Söhne, eine Tochter), drei Enkel. Eigentlich klingt das schon nach einem ausgefüllten Tagesablauf.

„Beide haben das Rentenalter erreicht und könnten wirklich nach jahrzehntelanger Arbeit den Lebensabend genießen. Herta würde gern kürzer treten, aber Peter lässt die Sorge um die Armen nicht ruhen und so geht es immer weiter.“ So der O-Ton eines ‚Informanten’. Peter gibt in einem Interview im März 2016 zu, dass er die Dinge jetzt etwas gelassener angeht: „ich muss nicht mehr zehn Sachen gleichzeitig machen … es geht auch eins nach dem anderen“.

Lieber Peter, du hast aber lange gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, denn keine Stunde, kein Tag, kein Jahr hatte für dich genug Zeit, um die Hilfe für die „Ärmsten der Armen“ zu deiner Zufriedenheit auf den Weg zu bringen!

Woher kommt dieses unermüdliche Engagement für die Bedürftigen in unserer Region und vor allem in Rumänien und Polen?

„Beide sind der Kirche sehr verbunden, tief im Glauben verwurzelt und haben sich gänzlich der Hilfe der Armen verschrieben: egal was es kostet und unter welchen Bedingungen die Spenden an die Bedürftigen kommen “, so ein weiteres Statement. Herta und Peter sind die personifizierte Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Menschlichkeit.

Alles begann zu der Zeit, in den 80er Jahren des letzten Jahrhundert, als Peter als Ausländer- und Aussiederbeauftragter bei der Stadt Ansbach beschäftigt war.

Für viele Neuankömmlinge war er nicht nur der erste Ansprechpartner sondern auch der verständnisvolle Freund, der neben seiner ‚normalen’ Tätigkeit gerne behilflich war bei Wohnungs- oder Jobsuche.

Viele seiner damaligen ‚Zöglinge’ unterstützen Peter auch heute noch bei seinen Hilfsprojekten und danken ihm so für seine damalige Hilfsbereitschaft.

In dieser Zeit reiste Peter nach Rumänien und kam tief erschüttert ob des Elends und der menschenunwürdigen Lebensbedingungen zurück. Damals beschloss er, zu helfen, wo es nur ging.

Es folgten unzählige Hilfstransporte – zuerst von Lebensmitteln und Kleidung mittlerweise auch von Medikamenten und medizinischen Mobiliar. Reichten in den Anfangsjahren Pkw und Kleintransporter, so rollen die Hilfstransporte mittlerweile mit einem 40-Tonner! Die Spenden werden in 5 (privat gekauften) Containern beim Autohaus Oppel gesammelt um dann, mit dem ebenfalls privat finanzierten Transporter, zu den Zielorten zu fahren. Und diese sind nicht nur in Rumänien, sondern auch in Tschechien, Polen, Moldavien und Ukraine.

Die Strapazen der tausenden von Kilometer weiten Fahrten verfliegen, wenn die Dankbarkeit der Kinder, Rentner, psychisch Kranken und Behinderten in ihren Augen auflackert. Ein Banane, eine Tafel Schokolade, Schuhkartons mit Spielsachen, Stiften, Kuscheltieren … unvorstellbar für uns, dass man mit solchen Kleinigkeiten sooo viel Freude auslösen können. Und das in Europa!

Die Bohrers, Familienmitglieder und Freunde, die bei den Hilfstransporten dabei sind könnten viele Geschichten erzählen, bei denen uns der Atem stockt …

Nicht wegzudenken ist Peter Bohrer beim alljährlichen Lions-Flomarkt. Seit den 90er Jahren unterstützt er das Hilfswerk mit Logistik und dem Weitertransport der nicht verkauften Waren – und das immer mit einem Lächeln auf den Lippen.

Eines ist beruhigend: Bei den Bohrers ist es, wie in anderen Familien auch – es gibt eine Aufgabenteilung: Peter, der umtriebige, spontanere und sensiblere Part wird von der starken Frau im Hintergrund, Herta, gemanagt. Sie ist der realistische Part und hält im Hintergrund die Fäden in der Hand.

Liebe Frau Bohrer, lieber Peter, ich weiß, dass du jetzt lieber in Socken rumlaufen und im Schneidersitz deinen nächsten Projekten entgegenfiebern würdest, als diese Ehrung so öffentlich zu erhalten. Es ist ja auch schon gleich vorbei.

Betrachtet sie bitte als eine Anerkennung und großes Dankeschön der Stadt Ansbach und ihrer Bürgerinnen und Bürger für zwei selbstlose Helfer mit großem Herzen –

für zwei Engel auf Erden!